Seit einiger Zeit geistert immer mal wieder ein neuer Food-Trend durch die deutschen Medien: Clean Eating oder Eat Clean. Wörtlich übersetzt: sauber essen.
Nachdem ich nun einige oberflächliche Artikel zum diesem Thema gelesen hatte, habe ich mich gefragt: Was genau steckt hinter diesem Trend? Ist es überhaupt ein Trend? Also habe ich im Netz recherchiert. Das Ergebnis ist dieser Artikel.
Was ist Clean Eating?
Zu aller erst, Clean Eating ist keine Diät, um X Kilos in X Wochen zu verlieren. Auch wenn das Thema Abnehmen und Gewichtsreduktion immer wieder in Zusammenhang mit diesem Food Trend auftaucht. Dies mag auf einen Übersetzungsfehler der englischen Bezeichnung Eat Clean Diet zurückzuführen sein.
Im Englischen bedeutet diet nicht ausschließlich Diät, sondern auch Ernährungsweise. Letzteres trifft auf Clean Eating zu. Eine langfristig und nachhaltig angelegte Ernährungsumstellung. Das sich durch diese Ernährungsumstellung auch Dein Körpergewicht reduzieren kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt, aber nicht Ziel.
Die Eat Clean-Regeln
Der Clean Eating-Ernährungsstil lässt sich auf ein paar Grundregeln zusammenfassen, die vielen von uns vertraut vorkommen dürften:
Anstatt auf Fast Food, Fertigprodukte, stark verarbeitete Lebensmittel und Haushaltszucker zurückzugreifen, verzehrt man als sogenannter Clean Eater naturbelassene und unverarbeitete Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Salat, Fleisch, Fisch, Nüsse, Samen, Eier und Vollkornprodukte. Idealerweise stammen die Lebensmittel aus der Region oder dem eigenen Garten und entsprechen ihrer jeweiligen Jahreszeit.
Der Haushaltszucker wird durch gesündere Alternativen ersetzt. Die wohl bekanntesten Zuckerersätze sind Stevia, Birkenzucker (Xylit) und Erythrit. Weniger bekannt sind Kokosblütenzucker, Ahornsirup *, Agavendicksaft, Yacon und Palmzucker. Grundsätzlich gilt aber, so wenig nachzusüßen wie möglich. Und Süßstoffe wie Aspartam sind absolut tabu.
Eine weitere Eat Clean-Regel besagt, ein Lebensmittel sollte nicht mehr als fünf Zutaten enthalten. Eine gute Hilfestellung leisten hier die Zutatenlisten auf den Produkten. Finden sich Zutaten, deren Namen man nur nach einem abgeschlossenen Chemie-Studium aussprechen kann, Finger weg. Grundsätzlich schadet gerade am Anfang ein wenig eigene Recherche nicht. Es finden sich durchaus Zutaten wieder, die nicht auf den ersten Blick als Geschmacksverstärker oder Farbstoff zu erkennen sind. Zum Beispiel Hefe-Extrakt als Geschmacksverstärker, Malz als Farbstoff in Brot und Brötchen.
Alkohol sollte gemieden, wenigstens aber auf ein Minimum reduziert werden.
Warum allerdings eine Begrenzung auf auf sechs Mahlzeiten am Tag (Morgens, Mittags, Abends plus drei Snacks zwischendurch) gilt, erschließt sich mir nicht. Gut finde ich hingegen, dass das Frühstück zur Pflichtmahlzeit erklärt wird.
Das Ziel von Eat Clean
Im Grunde geht es bei dieser Ernährungsumstellung darum, zu hinterfragen, was wir täglich zu uns nehmen. Schlechte Lebensmittel werden durch hochwertige Lebensmittel ersetzt. So sollen langfristig Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und künstlichen Aromen aus der Ernährung verschwinden.
Durch diese veränderte Ernährung soll unseren Körper entlastet werden. Insbesondere die Nieren und die Leber, die für die Entgiftung unseres Körpers zuständig sind. Diese Entlastung des Organismus wiederum soll dazu führen, dass wir uns wacher, fitter und gesünder fühlen.
Woher kommt Clean Eating?
Clean Eating mag in Deutschland ein noch relativ neuer Trend sein. Es wird gerne verschwiegen, dass es sich hierbei nicht wirklich um einen Trend der jüngeren Zeit handelt. Erstmals kam Clean Eating vor circa 10 Jahren in den USA auf.
Als Vorreiterin des Clean Eating gilt die US-Amerikanerin Tosca Reno. Bereits in den Jahren 2007 bis 2012 hat sie zum Thema Clean Eating insgesamt elf Bücher auf den Markt gebracht. Darunter ihr Buch The Eat-Clean Diet aus dem Jahre 2007, sozusagen die Bibel des Clean Eating. Die englische Originalausgabe hat sich bereits über 2 Millionen Mal verkauft.
Man könnte vermuten, das Clean Eating bzw. Eat Clean Wortschöpfungen von Tosca Reno sind. Falsch. Diese Begriffe sind bereits seit den 1970er Jahren in der Literatur bekannt.
Wo kann ich Clean Eating-Lebensmittel kaufen?
Die gute Nachricht: Du musst nicht nach irgendwelchen Spezialläden suchen. Eine große Auswahl von Lebensmittel, die dem Clean Eating-Gedanken entsprechen, findest Du auf Deinem lokalen Wochenmarkt, in Biomärkten, auf Bauernhöfen und – idealerweise – im Deinem eigenen Garten.
Clean Eating Rezepte
Meiner Meinung nach, musst Du jetzt nicht alle Deine Kochbücher in die Tonne schmeißen und ein Vermögen für Eat Clean-Kochbücher ausgeben. Ich denke, es reicht zunächst, wenn Du Deine (Lieblings)rezepte mit der Clean-Eating-Brille betrachtest und die entsprechenden Anpassungen vornimmst. Das sollte in den meisten Fällen sehr gut funktionieren.
Auf dem englischsprachigen Blog The Gracious Pantry findest Du Hilfe, wie Du übliche Lebensmittel durch „saubere“ Varianten ersetzen kannst.
Vielleicht sind viele Deiner Rezepte aber ohnehin schon „clean“. Die Chancen stehen gut, wenn Du Dir schon vorher Gedanken über Herkunft und Entstehung Deiner Lebensmittel gemacht und beim Einkaufen auf die enthaltenen Zutaten geachtet hast. Ich selber habe bereits einige Rezepte auf meinem Blog, die dem Clean Eating entsprechen, ohne es zu wissen.
Beispielsweise das Trauben-Bulgur und der Apfelstrudel-Reis. Beim Apfelstrudel-Reis-Rezept einfach den Parboiled Reis durch Natur-Reis ersetzen.
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Trauben-Bulgur mit Honig-Joghurt und Walnüssen[/su_column]
[su_column size=“1/2″]Apfelstrudel-Reis mit Mandeln, Rosinen und Zimt[/su_column]
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Wo ein Trend, da ein Markt?
Alleine bei Amazon Deutschland werden knapp 7.000 Artikel zu dem Thema Clean Eating geführt. Hauptsächlich natürlich Kochbücher, aber auch Ratgeber, Nahrungsergänzungsmittel, Snacks, Öle und vermeintlich spezielle Küchengeräte.
Wenn man sich das Angebot – nicht nur bei Amazon – etwas genauer anschaut, fällt auf, dass die deutschsprachige Eat Clean-Literatur überwiegend 2015 und 2016 veröffentlicht wurde. Die Erscheinungsjahre der meist englischen Originalausgaben liegen oftmals Jahre davor.
Hin und wieder muss Clean Eating auch als Vehikel für eher alte Trends herhalten. So finden sich auch Medien über Pilates, Fitness, Muskelaufbau, Yoga, Detoxing, glutenfreie, vegane und vegetarische Ernährung. Diese Publikationen berühren das Thema Eat Clean oft nur am Rande oder auch gar nicht, und sind einfach mit Clean Eating verschlagwortet worden. Am ehesten lässt sich noch eine Brücke zwischen Eat Clean und veganer bzw. vegetarischer Ernährung schlagen.
Und, wie jeder Trend kommt auch dieser nicht ohne Buzzwords aus. Auf etlichen Webseiten habe ich Marketing-Worte wie Superfoods, Powerfood oder Detox wiedergefunden, die mit Clean Eating in Verbindung gebracht werden sollen. Hinter diesen Buzzwords verbergen sich dann meist Lebensmittel wie Hanfmehl, Chia- und Quinoa-Samen, oder einfach nur Rauke, besser bekannt als Rucola. Ach so, nicht zu vergessen: Detoxing.
Mein Fazit
Vieles von dem, was Clean Eating als Regeln aufstellt, setzen viele von uns vermutlich schon um. Ohne vielleicht jemals zuvor etwas über Clean Eating gehört zu haben.
Vielmehr hat – zumindest in Deutschland – ein Umdenken begonnen. Beginnend in den 1990, aber gerade in den letzten Jahren, hat die Diskussion über die Herkunft, den Umgang und die Herstellung unserer Lebensmittel deutlich zu genommen. Meiner Meinung nach hauptsächlich ausgelöst durch Lebensmittelskandale in der industriellen Lebensmittelherstellung, Massentierhaltung, Überfischung, Zusatzstoffe, Pestizidbelastung, übermäßiger Zuckerkonsum und vieles mehr. All dies hat aus meiner Sicht dazu beigetragen, dass wir uns intensiver mit unserer Ernährung auseinander setzen.
Daher fällt es mir schwer, Clean Eating als einen neuen Trend zu sehen. Vielmehr ist dieser vermeintliche Trend etwas, mit dem ich mich – und vermutlich viele andere – bereits seit geraumer Zeit auseinandersetzen. Allerdings bin ich nicht so konsequent, wie es ein Clean Eater . Sorry, ich liebe meine Snickers.
Wenn es aber nur einen hippen Namen braucht, damit sich – gerade jüngere – Menschen wieder mit ihrem täglichen Nahrungsmittelkonsum auseinandersetzen, wieder Spaß am Kochen bekommen und gutes und ausgewogenes Essen wieder zu schätzen lernen, bin ich damit absolut einverstanden.
Sehr lesenswert ist das Interview mit Larissa Häsler auf Spiegel Online zum Thema Clean Eating. Ein echter Lichtblick zwischen dem ganzen Marketing-Blabla. Sie hat aus meiner Sicht eine sehr geerdete Einstellung zu dem Thema und berichtet hier unter anderem über ihre persönlichen Erfahrungen und gibt praktische Tipps zur „sauberen Lebensmittelbeschaffung“.
Ich würde gerne von Dir wissen: Wie ist Deine Meiung zum Thema Clean Eating? Hast Du Erfahrungen damit gemacht oder bist Du sogar Clean Eater? Gerne antworte ich auf Deine Fragen und Kommentare.